Covid-19: Infektiologische und pneumologische Kenntnisse
| Datum: Dienstag, den 19.05.2020 um 12:00 Uhr
Das Klinikum Chemnitz als Maximalversorger und Koordinationsstelle der Anstrengungen im Landesdirektionsbezirk Chemnitz zur Eindämmung und Behandlung von Corona-Infektionen bleibt vorbereitet auf Covid-19-Patienten. Zugleich nimmt am Haus der reguläre Betrieb schrittweise zu. Entnehmen Sie unserem Statistik-Teil die aktuellen Zahlen der stationär behandelten mit SARS-CoV-2 Infizierten mit der Zahl der beatmeten Patienten sowie der Verdachtsfälle. Im nachrichtlichen Teil geht es heute um infektiologische und pneumologische Kenntnisse.
Statistik vom 19. Mai (immer Stand 9 Uhr des jeweiligen Tages)
Belegungszahlen KW 20/21 (KC)
Datum // Covid-19 // davon beatmet // Verdachtsfälle
13. Mai // 3 // 2 // 0
14. Mai // 3 // 2 // 2
15. Mai // 3 // 2 // 5
16. Mai // 2 // 1 // 3
17. Mai // 2 // 1 // 0
18. Mai // 2 // 0 // 2
19. Mai // 3 // 0 // 3
66 Covid-19-Patienten konnten bislang geheilt entlassen werden.
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Was wir wissen - was wir nicht wissen
Der Freistaat Sachsen – da sind sich Mediziner, Krankenhausmanager und die Landesregierung einig – hat die erste Welle der Covid-19-Pandemie sehr gut überstanden. Die Zahlen sind mit fast 5.200 Infizierten und 195 Verstorbenen auch im bundesweiten Vergleich sehr niedrig. Doch viele Erkrankungsfälle waren, weil sie in Krankenhäusern behandelt wurden oder symptomarm oder sogar völlig ohne Symptome verliefen, für die meisten Sachsen nicht sichtbar. Dramatische Bilder wie aus Bergamo in Italien hat es im Freistaat nicht gegeben. Erleichterung macht sich breit, aber auch Ärger über vermeintlich zu harte Einschränkungen.
Doch trotz aller guten Zahlen: Covid-19 kann gefährliche Ausmaße annehmen. Bei etwa einem Fünftel der Patienten verläuft die Erkrankung schwer und greift die Lunge an. „Das ist dann aber keine einfache Lungenentzündung“, sagt Prof. Dr. med. habil. Stefan Hammerschmidt, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin IV des Klinikums Chemnitz, „sondern eine Kombination aus einer schweren Infektion und der Abwehrreaktion des jeweiligen Patienten, also eine komplexe Erkrankung.“ Auf der Intensivstation seiner Klinik wurden die Covid-Patienten mit sehr schweren Verläufen behandelt, bei denen häufig eine Art der Beatmung und bisweilen sogar Nierenersatz nötig war. Vieles wisse man noch nicht über die Erkrankung, doch einiges sei gesichert. „Bekannt ist, dass das Sars-Cov-2-Virus Zellen der Lunge angreifen und so stark schädigen kann, dass die Aufnahme von Sauerstoff erschwert wird, was die oft zitierte Atemnot hervorruft“, so Prof. Hammerschmidt. In welchem Umfang und mit welchen Folgen die Lunge eines Patienten geschädigt werde, hänge von verschiedenen Risikofaktoren ab: Alter, Immunstatus und Begleiterkrankungen seien die wichtigsten. Es habe sich außerdem gezeigt, dass Beeinträchtigungen der Nierentätigkeit und des Herzens in Folge der Lungenerkrankungen auftreten können. Wie gut und wie schnell sich die Lunge nach einer schweren Covid-19-Erkrankung erholt und ob Spätfolgen bleiben, werde man in einigen Monaten prüfen müssen. Auch hier hänge das Heilungsergebnis von verschiedenen Faktoren ab.
Bei einer Vielzahl der Patienten konnte die Notwendigkeit der intensivmedizinischen Behandlung abgewendet werden. „Dennoch litten viele dieser Erkrankten an schweren Organstörungen, nicht nur der Lunge, sondern auch der Blutgefäße, des Herzens, des Magen-Darm-Traktes und des Nervensystems. Mit entsprechenden Behandlungskonzepten konnte vielen Patienten in der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin über die kritische Zeit geholfen werden“, sagt Dr. med. Thomas Grünewald, Leiter der Klinik für Infektions- und Tropenmedizin des Klinikums. Doch viele Patienten werden noch längerfristig mit den Folgen von Covid-19 zu kämpfen haben und bedürfen einer langfristigen intensiven Behandlung, um auch die Folgezustände dieser neuen Erkrankung zu bessern.
„Ein wichtiger Aspekt bei der Behandlung von Covid-19 ist die Vermeidung einer weiteren Krankheitsausbreitung vor allem in der Klinik“, fügt Dr. Grünewald hinzu. Dazu wurden die Patienten auf speziell dafür konzipierten Isolierstationen von besonders geschultem Personal betreut. Diese sogenannte Kohortierung hat sichergestellt, dass in den anderen Bereichen des Klinikums Chemnitz die Versorgung der nicht an Covid-19 erkrankten Patienten reibungslos vonstattenging. Der dafür erforderliche erhebliche logistische und personelle Aufwand in allen Bereichen des Hauses war nur durch das hohe Engagement aller Mitarbeiter des Klinikums zu leisten.
Zum Schutz von Patienten und Mitarbeiter wurden zudem entsprechende, weit über das normale Maß hinausgehende Hygienemaßnahmen eingeleitet und Testmöglichkeiten für Patienten und Mitarbeiter geschaffen, um möglichst rasch auf neue Covid-19-Fälle reagieren zu können. Es wurden in kürzester Zeit hierbei mehrere Tausend Tests auf das Sars-CoV-2 im Labor durchgeführt.
Derzeit sind die Infektionszahlen niedrig. Das sollte uns aber nicht daran hindern, uns auf eine zweite pandemische Welle vorzubereiten, um diese dann mit gleicher Energie und Professionalität anzugehen.