Klinisches Ethikkomitee
In einer wertpluralen Gesellschaft trifft die Frage des guten Lebens und des guten Handelns auf sehr unterschiedliche Vorstellungen. Ethikberatung etabliert sich als eine Beratungsform in zunehmendem Maße in ambulanten und stationären medizinischen Einrichtungen. Erweiterte diagnostische und therapeutische Möglichkeiten der Medizin auf der einen und zunehmende Stärkung der Selbstbestimmung unserer Patientinnen und Patienten und ihrer Angehörigen oder Vertreter auf der anderen Seite stellen die an der Behandlung und Pflege Beteiligten zunehmend vor moralische Entscheidungen, die sich allein weder mit medizinischer oder noch pflegerischer Kompetenz eindeutig treffen lassen. Vielmehr müssen sehr unterschiedliche und bedeutsame Werte gegeneinander abgewogen werden.
Das ethische Bewusstsein ist ein notwendiger Teil der beruflichen Arbeit für alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen und die Fähigkeit ethisch zu handeln ist ein wesentlicher Aspekt der Qualität der Dienstleistung. Immer wieder sind Klärungen ethischer Konflikte im Klinikalltag präsent, wo die Einbeziehung des Ethikkomitees mit unabhängiger Außenperspektive zur Beratung hilfreich unterstützen kann.
Im Unterschied zu Ethikkommissionen, die Stellungnahmen zu medizinischen Forschungsvorhaben am Menschen abgeben, beraten Ethikkomitees zu ethischen Problemen aus dem Alltag der Behandlung und Pflege von Patienten.
Das Ethikkomitee arbeitet ausschließlich auf Anforderung der Beteiligten am Behandlungsprozess – beispielsweise durch behandelnde Teams, durch Patientinnen und Patienten selbst oder durch seine Angehörigen – ohne die Verantwortungs- und Entscheidungsbefugnis der behandelnden Ärzt*innen bzw. die Entscheidungsfreiheit der Patientinnen einzuschränken. Es handelt sich um ein Beratungsangebot, das die Betroffenen in ethischen Grenzbereichen und schwierigen medizinischen Entscheidungen unterstützen soll.