Pflegebonus: Offener Brief an Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach


| Datum: Dienstag, den 20.12.2022 um 09:24 Uhr

Geschäftsführung, Pflegedirektion und Betriebsrat der Klinikum Chemnitz gGmbH im Namen der Mitarbeiter:innen​​​​​​
 
Sehr geehrter Herr Bundesgesundheitsminister, ​

Anfang Oktober haben die nach § 26 e Abs. 4 Krankenhausfinanzierungsgesetz berechtigten Mitarbeiter:innen am Klinikum Chemnitz die als Pflegebonus genannte Sonderzahlung erhalten.

Wir sind dankbar, dass die aufopferungsvolle Arbeit unserer Mitarbeiter:innen in den Pandemiemonaten Beachtung und Wertschätzung erfährt.

Das Klinikum Chemnitz hat mit allen Mitarbeiter:innen in dieser Zeit nicht nur die COVID- Koordinationsfunktion für alle Leistungserbringer in Südwestsachsen übernommen, sondern in der gesamten Pandemie die meisten Corona Patienten in der Region und in Sachsen versorgt.
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Wir müssen leider feststellen, dass die gesetzliche Regelung eine ganze Reihe von Berufsgruppen ausnimmt, die ebenso wie die Pflegenden einen großen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Krankenversorgung und Bekämpfung der Pandemie geleistet haben. Das sind u.a. Pflegefachkräfte, die im ambulanten Bereich oder im OP tätig sind, Ärzt:innen, Pflegehilfskräfte, Krankenpflegehelfer, Hebammen, Beschäftigte in Funktionsbereichen, aus anderen medizinischen Fachberufen oder Auszubildende.

Damit sind zum Beispiel auch alle pflegerischen Mitarbeiter:innen nicht berücksichtigt, die in unserer Zentralen Notfallaufnahme, Kindernotaufnahme und in der Chest pain unit tätig sind. Das sind aber genau die Menschen, die als erste Anlaufstelle unsere Patient:innen, ob groß oder klein, versorgen – und dabei zum Beispiel noch nicht wissen können, ob es sich um eine COVID-Erkrankung/-infektion handelt. Sie sind damit einem besonderen Risiko ausgesetzt, werden beim Pflegebonus jedoch ausgenommen. Ebenso betrifft dies viele Pflegefachkräfte, die flexibel bei Personalausfall in der COVID-Behandlung eingesprungen sind, aber die 185 Tage der „Grenzversorgung“ nicht erreichen. Ohne sie hätten wir das Versorgungsniveau nicht aufrechterhalten können.  

Dass dies nun alles keine finanzielle Anerkennung findet, trägt leider dazu bei, unsere nach den langen Anstrengungen der letzten 2½ Jahren erschöpften Beschäftigten zu frustrieren und zu demotivieren. Dies erfahren wir gerade täglich durch Rückmeldungen aus den verschiedenen Standorten, Kliniken und Bereichen, in denen sie ihren Unmut über die empfundene Benachteiligung zum Ausdruck bringen.

Das Klinikum Chemnitz selbst hat bereits in 2020 einen freiwilligen und nicht refinanzierbaren Bonus in Höhe von 764 TEUR ausgezahlt. Das haben wir getan, weil uns bewusst war, dass alle Beschäftigten des Klinikums in der Pandemie-Situation Überdurchschnittliches geleistet haben. Ohne jeden einzelnen von ihnen hätten wir unsere Arbeit nicht erfüllen können, und könnten es auch heute nicht. Neben den beiden Universitätsklinika in Sachsen haben wir in unserer Rolle als Maximalversorger der Region Südwestsachsen eine zentrale Rolle in der Pandemiebekämpfung eingenommen.

Die Erfahrungen der Mehrbelastungen haben dazu geführt, dass viele nach den inzwischen über 30 Monaten Pandemie dem Klinikum und dem Gesundheitswesen den Rücken kehren. Wir kämpfen um jeden Einzelnen. Wir bilden künftige Ärzt:innen, Hebammen und in 7 Gesundheitsfachberufen von der Pflege bis zur MTA aus, damit dem Gesundheitswesen weiterhin ausreichend qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Die Pflege ist dabei ein wichtiger Baustein, aber eben nur einer. 

Vor diesem Hintergrund treffen die Festlegungen zur Anspruchsberechtigung bei dieser Sonderzahlung bei uns auf Unverständnis. Uns ist bewusst, dass die finanziellen Spielräume in den öffentlichen Haushalten endlich sind, Abwägungen getroffen und Abgrenzungen vorgenommen werden müssen. Mit der nun umgesetzten Pflegebonus-Regelung sind die Abgrenzungen aber aus unserer Sicht eindeutig zu eng ausgefallen.

Wir bitten Sie daher im Namen unserer Mitarbeiter:innen die Festlegungen zur Sonderzahlung zu überarbeiten und die Zahl der Anspruchsberechtigten auszuweiten.

Freundliche Grüße aus Chemnitz
 
Martin Jonas                                                            
Kaufmännischer Geschäftsführer                            
 
Prof. Dr. med. Ralf Steinmeier
Medizinischer Geschäftsführer
 
Ines Haselhoff                                                           
Pflegedirektorin                                                       
 
Dominique Ambos
Betriebsratsvorsitzende
 
im Namen
der Pflegekräfte der Klinikum Chemnitz gGmbH
der Mitarbeiter:innen der Zentralen Notfallaufnahme
der Hebammen
der Ärzt:innen
der Mitarbeiter:innen in den Operationssälen
der Mitarbeiter:innen der Ambulanzen
der Mitarbeiter:innen der Funktionsbereiche
und vieler anderer​.​

 

 

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