Bioresorbierbare Implantate kommen in der Kinderchirurgie zum Einsatz
| Datum: Freitag, den 25.08.2023 um 12:13 Uhr
Milchsäure statt Metall: Für die Behandlung von bestimmten Knochenbrüchen, wie zum Beispiel Unterschenkel- oder Unterarmfrakturen, werden in unserer Klinik für Kinderchirurgie zukunftsweisende Implantate aus einem selbstauflösenden Material verwendet. Oberarzt Lutz Weißbach erläutert die Innovation: „Die Idee, selbstauflösendes Material zu verwenden, ist nicht so neu. Aber die fehlende Festigkeit machte es bisher unmöglich, die auf den Markt gebrachten Produkte wirklich einzusetzen. Eine Firma aus Finnland hat jetzt Implantate aus Milchsäure entwickelt, welche die erforderliche Festigkeit haben, ohne dabei unerwünschte Reaktionen mit dem menschlichen Gewebe hervorzurufen. Mit diesen Schienen und Schrauben können wir unseren kleinen Patienten eine wirkliche Alternative anbieten. Unterarmfrakturen, Frakturen am Ellbogen oder Frakturen am Sprunggelenk können damit sehr gut versorgt werden. Nach etwa zwei Jahren ist das Material vollständig abgebaut, eine Entfernung ist nicht erforderlich“, erklärt Lutz Weißbach.
Die bioresorbierbaren Implantate bestehen aus Milchsäure, die chemisch zu langen Molekülketten zusammengefügt wurden. Der Körper baut diese zu Kohlendioxid und Wasser ab. Es gibt keine Abstoßungsreaktionen und eine stabile Knochenregeneration wird gewährleistet. „Wir freuen uns, damit den Kindern die zweite Operation der Materialentfernung zu ersparen“, sagt Weißbach. Die elfjährige Svea profitiert von diesen innovativen Schrauben. Sie ist im Urlaub unglücklich von einem Skateboard gefallen und hat sich das Sprunggelenk gebrochen. In ihrem Schienbein sitzt jetzt eine 35 Millimeter lange bioresorbierbare Schraube. Übrigens: Im Röntgenbild ist die Schraube aus Milchsäure nicht sichtbar. Die Röntgenstrahlen gehen einfach durch das Material hindurch: „Jedoch können wir sehen, ob die Schraube die verletzten Knochenteile wieder zusammengefügt hat“, erklärt Weißbach. Das wird nach der Operation regelmäßig kontrolliert. Nach etwa vier Wochen darf Svea den Fuß nun wieder belasten. Eine Studie zur Patientenzufriedenheit ist in Planung.