Fünf Jahre pädiatrische Psychosomatik in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin


| Datum: Sonntag, den 18.12.2022 um 09:00 Uhr

Dr. med. Silvia Meißner zieht Bilanz

Weil psychische Erkrankungen schon im Kindesalter zunehmend auftreten, hier vor allem in Verbindung mit seelischen und körperlichen, besonders chronischen Leiden, hat man sich im Klinikum Chemnitz für einen ganzheitlichen Behandlungsansatz entschieden und vor fünf Jahren die Station Pädiatrische Psychosomatik eröffnet. Das Team der F300 der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Standort Flemmingstraße 4 setzt sich aus Ärzten, Psychologen, Kinderkrankenschwestern, Krankenschwestern, Heilerziehungspflegenden und Erziehern zusammen. Hinzu kommen Ergo-, Körper- und Leibtherapeuten, Kunst- und Sporttherapeuten. Eine enge Zusammenarbeit erfolgt im gesamten Behandlungsverlauf mit dem Sozialdienst, den Physiotherapeuten sowie unter Einbindung der Diätassistenten und Diabetesberaterinnen.
Mit dem Team der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an unserem Haus findet zudem ein enger fachlicher Austausch statt. Der Schulunterricht ist dabei in Kleingruppen durch Pädagogen der Klinikschule gewährleistet.

„Das Angebot wurde von Anfang an sehr gut angenommen.“, sagt Dr. med. Silvia Meißner, die als Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin die Station leitet. Etwa 260 junge Patienten sind seit der Eröffnung auf der F300 behandelt worden. Die meisten von ihnen blieben zwischen acht und zwölf Wochen, um im geschützten Raum und unter Anleitung von Ärzten und Therapeuten herauszufinden, wie sie ihrer Seele helfen können. Ziel ist, die erkrankten Kinder und Jugendlichen intensiv zu unterstützen und zu stabilisieren. Sie sollen aktiv eine Verbesserung ihrer körperlichen, emotionalen und kognitiven Belastbarkeit erfahren. Nur so sind sie wieder in der Lage, sich altersgerecht zu verhalten und die Herausforderungen des Lebens anzunehmen.

Das Behandlungsspektrum für die Patienten vom Grundschulalter bis zur Volljährigkeit ist weit gefasst. Alle Formen von Essstörungen (Anorexia nervosa, Binge-Eating-Störung im Zusammenhang mit Adipositas usw.), depressive Anpassungs-, Angst- und Schlafstörungen, Schulverweigerung, aber auch chronische Schmerzzustände und Erkrankungen sowie Stoffwechselstörungen, wie Diabetes, Epilepsie, Rheuma oder Morbus Crohn, werden durch das Team der F300 behandelt.

Dabei gehe es vor allem darum, Wege aufzuzeigen und gemeinsam zu erarbeiten, wie das Leben mit einer solchen dauerhaften Erkrankung gut bewältigt werden kann. „Das ist nicht nur gut für das Seelenleben, sondern erhöht auch die Compliance, die Therapietreue“, erklärt die Oberärztin. Ärztliche Ratschläge werden befolgt, Medikamente richtig eingenommen, was sich wiederum positiv auf den Krankheitsverlauf und damit auf die Psychosomatik auswirkt – ein Kreislauf.

Kommt das Angebot der pädiatrischen Psychosomatik betroffenen Kindern und Jugendlichen frühzeitig zugute, kann es besser wirken und manche Entwicklung schnell stoppen und umkehren. „Deshalb ist eines unserer Ziele, die sich aus der Arbeit der vergangenen Jahre ergeben haben, noch früher und besser an betroffene Familien heranzukommen“, sagt Dr. Meißner. Dies gelingt zum einen, indem die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kinderärzten weiter vertieft wird. Zum anderen gilt es, die Zusammenarbeit von ambulantem und stationärem Bereich weiter zu intensivieren. Dazu wurde in der Ambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie eine Spezialsprechstunde Psychosomatik/Essstörungen eingerichtet. Die Behandlung von Patienten mit Stoffwechselstörungen, die sich als ein Schwerpunkt herauskristallisiert hat, soll weiter ausgebaut werden.

Eine permanente Vernetzung und ein enger Austausch innerhalb der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist durch die vorgehaltenen Spezialambulanzen (Diabetesambulanz, endokrinologische, rheumatologische und schlafmedizinische Sprechstunde) gegeben. 

Die Patienten, die in der F300 aufgenommen und medizinisch betreut werden, kommen über Zuweisungen durch die behandelnden Kinderärzte und Hausärzte, über die Ambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie, per Überweisungen von ambulanten Psychologen oder Psychotherapeuten oder durch Zuweisung über externe Stationen einer Kinderklink aus dem Umland auf die Station. Eine erste Kontaktaufnahme durch Eltern ist unter der Rufnummer 0371 333-22257 möglich.

Das Wichtigste ist nach Auskunft der Ärztlichen Leiterin der Station jedoch, dass Eltern offen für das Angebot sind. Die Vorbehalte gegen Therapien aus dem weiten Feld von Psychiatrie und Psychosomatik seien oft groß. Dabei sei die F300 keine psychiatrische Station und auch bewusst in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin angesiedelt worden, sagt Dr. Meißner. „Wir wollen schauen, wie es um das Seelenleben der Kinder und Jugendlichen steht, und mit ihnen gemeinsam herausfinden, was ihnen guttut, wie sie aktiv daran mitwirken können, etwas Gutes für sich und ihren Körper und ihre Seele zu tun.“ Die jungen Patienten nähmen die Angebote fast immer sehr gut an und fühlten sich auf der mehr wie eine Jugendherberge als wie ein Krankenhaus eingerichteten Station meist schnell wohl.

Die Oberärztin weiß, dass man auf der F300 nur erste Schritte machen, Anleitung zur Selbsthilfe geben kann. Zwölf Wochen sind nicht viel Zeit, um gegen teils jahrelang manifestierte Störungen anzugehen. Den Hauptteil der Arbeit leisten die jungen Patienten, wenn sie in ihren Alltag zurückkehren und Gelerntes anwenden müssen. Auch deshalb sei es wichtig, die Eltern mit einzubeziehen und das ambulante Angebot zu stärken, um die Rückkehr auf Station möglichst zu vermeiden. „Und man muss lernen, Geduld zu haben.“

 

 

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