Erstmaliger Einsatz eines neuartigen Stent-Retrievers zur Schlaganfallbehandlung
| Datum: Mittwoch, den 07.02.2024 um 13:18 Uhr
Zur mechanischen Entfernung eines Blutgerinnsels aus einer Halsschlagader wurde am Klinikum erstmals bei einer Patientin mit einem fast zehn Zentimeter langen Gefäßverschluss, der bis zum Hirn reichte, erfolgreich ein neuartiger, sogenannter Stent-Retriever eingesetzt. Die 85-jährige Patientin wurde mit Verdacht eines ischämischen Schlaganfalls aus einem umliegenden Krankenhaus zu uns verlegt. Bei einem ischämischen Schlaganfall stirbt Gehirngewebe ab, weil das Gehirn aufgrund einer blockierten Arterie durch Blutgerinnsel nicht ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. Im Gegensatz entsteht ein hämorrhagischer Schlaganfall (Gehirnblutung) durch eine Verletzung eines Gefäßes. Die Patientin litt wechselnd unter einer Halbseitenlähmung und Sprachstörungen.
Obwohl der Arterienverschluss mehr als 24 Stunden her war – üblich sind Behandlungen innerhalb der ersten sechs Stunden –, gelang in der hochmodernen Angiografie-Anlage unseres Instituts für Radiologie und Neuroradiologie eine komplette Entfernung des Thrombus aus dem Gefäß. Die Rekanalisation, die Wiederöffnung des verengten Blutgefäßes, war erfolgreich, sodass die Patientin danach keine Symptome mehr hatte. Das neuartige Gerät wurde nur wenige Tage zuvor in das Portfolio der Abteilung für Interventionelle Neuroradiologie aufgenommen und kam erstmals durch Dr. med. Silvio Brandt, kommissarischer Chefarzt der diagnostischen und interventionellen Neuroradiologie, zum Einsatz. Lediglich ein Krankenhaus in Sachsen führte bisher eine derartige Therapie durch. „Die Technologie stellt einen signifikanten Fortschritt dar und erweitert unsere Fähigkeiten, komplexe Fälle zu behandeln. Wir können unseren Patienten damit einen weiteren maßgeschneiderten und hochmodernen Eingriff in der Schlaganfalltherapie anbieten“, so der Mediziner.
Bei einem Eingriff mit Stent-Retrievern wird ein sehr dünner Katheter (Mikrokatheter) mit einem Durchmesser von weniger als einem Millimeter unter Röntgenkontrolle zu dem verschlossenen Gefäß vor- und durch das Blutgerinnsel hindurchgeschoben. Der Stent-Retriever wiederum wird im Mikrokatheter vorgeschoben. Durch Zurückziehen des Mikrokatheters über dem Blutgerinnsel entfaltet sich ein starres Gittergeflecht, nimmt das Gerinnsel im Gefäß auf und kann dann komplett herausgezogen werden. Anschließend wird der Retriever wieder leicht zusammengefaltet und herausgezogen. Damit ist der Blutfluss im Gefäß wiederhergestellt. Die Behandlung mit dem neuartigen Gerät ist schonender für die Patienten und passt sich besser an unterschiedliche Gefäßgrößen und -formen an, was die Sicherheit und Effektivität des Eingriffs erhöht. Angeboten werden die neuen Geräte in verschiedenen Größen, darunter auch das derzeit weltweit kleinste Instrument zur Entfernung von Blutgerinnseln in kleinen Gefäßen von nur 0,5 mm Durchmesser, die sich tiefer im Gehirn befinden. Der neuartige Stent-Retriever steht nun den neben herkömmlichen und alternativen Geräten in der Neuroradiologie für ausgewählte Schlaganfallpatienten im Klinikum Chemnitz zur Verfügung und wurde inzwischen schon mehrfach erfolgreich angewendet.