Iris-Implantation - die Rettung bei beschädigter Regenbogenhaut
| Datum: Dienstag, den 04.03.2025 um 09:04 Uhr
Der Morgen nach der Faschingsparty in Beierfeld im Februar 2023 hat sich Sixten Veith ins Gedächtnis gebrannt. Mit einem großen Küchenmesser versucht der damals 25-Jährige vorm Zu-Bett-Gehen, das Eintrittsbändchen vom Handgelenk zu lösen. Diese Bändchen sind fest, der junge Mann setzt mehr Kraft ein. Da gibt der Stoffstreifen plötzlich nach und die Messerspitze landet fast ungebremst in Sixten Veiths linkem Auge. Schreck, Blut, Schock. Seine Freundin ruft geistesgegenwärtig den Rettungsdienst. Ohne Diskussion und Umwege geht es im Rettungswagen von Schwarzenberg sofort in die Zentrale Notaufnahme des Klinikums Chemnitz. „Die Fahrt hat sich wie eine halbe Ewigkeit angefühlt“, erinnert sich der heute 27-Jährige an den 19. Februar vor zwei Jahren. „Ich habe mir die ganze Zeit Vorwürfe gemacht und mich gefragt, ob ich mit nur einem Auge weiter arbeiten und mein Leben selbstständig weiterführen kann.“
Im Klinikum wird er sofort operiert, um erst einmal die Wunde, also das offene Auge, zu verschließen. Im März folgt eine zweite Operation, weil sich infolge der Verletzung die Linse eingetrübt hat. Sie wird entfernt. Außerdem wird der Teil der Iris – auch Regenbogenhaut genannt – entnommen, der durch die ursprüngliche Verletzung abgestorben war. Weil die Linse fehlt und die Iris nicht komplett ist, kann Sixten Veith auf dem linken Auge nur sehr verschwommen sehen und wird stark geblendet. Sonnenbrille und Augentropfen werden seine ständigen Begleiter. Noch vor ein paar Jahren hätte er mit diesem Zustand bis zum Ende seines Lebens zurechtkommen müssen. Doch aufgrund moderner Medizintechnik und chirurgischem Geschick ist mittlerweile Erstaunliches möglich.
Seine Rettung ist PD Dr. med. habil. Olga Furashova. Die Leitende Oberärztin unserer Klinik für Augenheilkunde führte im vergangenen Jahr erstmals eine Iris-Implantation am Klinikum durch. Sixten Veith ist ihr zweiter Patient für eine solche Operation, im Jahresverlauf folgte ein dritter, aktuell laufen die OP-Planungen für den vierten Patienten. „Entscheidend für einen solchen, sehr seltenen Eingriff ist der Zustand des Auges und des Patienten sowie die allgemeine Prognose für die Sehkraft“, erklärt die Chirurgin. Bei dem jungen Schwarzenberger habe alles gepasst. Gemeinsam mit dem Medizintechnik-Unternehmen, das den Linsen- und den Iris-Ersatz aus Kunststoff herstellt, werden die Sehstärke und die Farbe der Regenbogenhaut individuell angepasst. Im Februar 2024 bekommt Sixten Veith beides eingesetzt. Anfangs musste er monatlich nach Chemnitz zur Kontrolle, mittlerweile liegt der Abstand zwischen zwei Terminen bei sechs Monaten.
Dr. Olga Furashova ist eine von nur zwei Augenärzten in Sachsen, die Iris-Implantationen durchführen. „Wir haben uns am Klinikum dafür zu einem Zentrum qualifiziert“, sagt sie. Eine solche Operation kann notwendig werden, weil die Iris infolge eines physischen Traumas oder aufgrund von Erkrankungen geschädigt ist.
Sixten Veith ist den Ärzten in unserer Augenklinik unendlich dankbar: „Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich wieder ein normales Leben führen kann.“ Heute, rund zwei Jahre nach dem Messer-Unfall, liegt die Sehkraft auf seinem linken Auge bei 80 bis 90 Prozent. Das Farbensehen ist ein wenig eingeschränkt. Man muss dem jungen Mann allerdings sehr tief in die Augen schauen, um überhaupt erkennen zu können, welches Auge das geschädigte ist. Er arbeitet immer noch Vollzeit bei der Deutschen Post. Eine Messer-Phobie hat er nicht entwickelt. Und zum Fasching will er dieses Jahr auch wieder gehen. „Aber, ich bin ein bisschen vorsichtiger geworden mit allem, was meine Augen betrifft.“
Hier finden Sie eine Karte von Deutschland mit allen Augenärzten, die Iris-Implantationen durchführen. Dr. Furashova ist eine von zwei Chirurgen in Sachsen und eine von drei Frauen deutschlandweit mit dieser Expertise.