Klinikum baut ein Datenintegrationszentrum auf - erster Meilenstein ist Forschungsumgebung
| Datum: Mittwoch, den 21.09.2022 um 11:00 Uhr
Am Klinikum Chemnitz wird ein sogenanntes Datenintegrationszentrum (DIZ) im Rahmen der Medizininformatik-Initiative der Bundesregierung (MII) aufgebaut. In solchen Zentren – bei denen klinische Bereiche und die IT eines Hauses eng zusammenarbeiten – werden medizinische Daten unter Sicherstellung von Datenqualität und Datenschutz zusammengeführt und aufbereitet. Die so vorbereiteten Daten stehen dann der medizinischen Forschung zur Verfügung. Andererseits können Forschungsergebnisse über ein DIZ auch wieder in die medizinische Versorgung zurückgeführt und dort genutzt werden.
Datenintegrationszentren gibt es an allen universitätsmedizinischen Standorten. Das Klinikum Chemnitz ist der erste nichtuniversitäre Maximalversorger in Deutschland, der ein solches Zentrum etabliert. Alle Einrichtungen in Deutschland sind miteinander vernetzt. Dabei spielen Standardisierung, Wiederverwendbarkeit und Austauschbarkeit der Daten eine wichtige Rolle. Nur so ist gesichert, dass Forscherinnern und Forscher bei ihren Anfragen stets Daten in höchster Qualität erhalten.
„Hintergrund eines DIZ am Klinikum ist der Gedanke, dass wir als Krankenhaus der Maximalversorgung durch die Behandlung Zehntausender Patienten pro Jahr sehr viele medizinische Daten über Erkrankungen und Therapien dokumentieren. Darin ließen sich Zusammenhänge finden und weiter erforschen, um die Ergebnisse dann wieder, zum Beispiel zur Entwicklung neuer Therapien oder ähnliches, einzusetzen. Nur: Diese Zusammenhänge kann derzeit niemand finden, weil die Daten weder entsprechend aufbereitet noch zugänglich sind“, erklärt Dr. rer. nat. Frank Nüßler, Leiter des Bereichs Informatik am Klinikum Chemnitz und verantwortlich für das DIZ-Projekt. Diese Diskrepanz habe die Bundesregierung schon länger erkannt und im Sinne einer besseren Patientenversorgung und der Stärkung medizinischer Forschung bundesweit verschiedene Projekte im Rahmen der Medizininformatik Initiative in der MII aufgelegt.
Eines ist das Projekt des Digitalen FortschrittsHubs MiHUBx in Sachsen, das vom Bundesministerium für Forschung und Entwicklung (BMBF) gefördert wird und in dem das Klinikum seit September 2021 Partner ist. In enger Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden und dem Universitätsklinikum Dresden werden dabei die Bausteine für das eigene DIZ und den Austausch mit dem DIZ in Dresden abgestimmt. Auf dieser Basis werden dann von anderen Projektgruppen Lösungen entwickelt, um medizinische Forschung, Diagnostik und Therapien in Sachsen enger miteinander zu vernetzen.
Der erste große Meilenstein des Projektes und des DIZ am Klinikum Chemnitz ist die Einführung einer sogenannten Forschungsumgebung am Standort. Dafür wurde in den vergangenen Monaten ein eigener Server installiert und mit einer geeigneten Datenbank aufgebaut. Diese Forschungsumgebung ermöglicht es Forschenden nun zum ersten Mal, über eine Abfragemaske nach bestimmten Datensätzen zu suchen, also die medizinischen Daten nutzbar zu machen. „Voraussetzung ist das Einverständnis möglichst vieler Patientinnen und Patienten, dass ihre Daten für solche Anfragen von Forschenden genutzt werden dürfen“, sagt Martin Bartos, Projektleiter des DIZ-Teams. Dafür wiederum müssten die Menschen sicher sein, dass ihre Daten durch Anonymisierung und Pseudonymisierung, aber auch durch IT-Maßnahmen wie starke Firewalls stets sicher und vor dem Zugriff Unbefugter geschützt sind. „Um dies sicherzustellen, bauen wir das DIZ auf, das höchsten Standards für die Daten selbst sowie für deren Schutz unterliegt.“
Um solche medizinischen Daten zu Forschungszwecken zu gewinnen, arbeitet im Projekt MiHUBx die Klinik für Augenheilkunde des Klinikums unter der Leitung von Prof. Dr. med. Katrin Engelmann konkret mit Teams der TU Chemnitz und der Hochschule Mittweida zusammen. Dabei sollen Lösungen zur Erkennung und Behandlung von diabetischen Augenerkrankungen entwickelt werden. Diese Verknüpfung von IT und Medizin hat zum Ziel, die besten Diagnose- und Therapieoptionen für Patienten zu finden und die Arbeits- und Zeitaufwände in der ärztlichen Versorgung zu reduzieren. Letzteres ist auch als Reaktion auf die zunehmende Lebenserwartung in der Bevölkerung bei gleichzeitig zunehmenden Alterserkrankungen und zunehmendem Fachkräftemangel auch im ärztlichen Bereich zu verstehen.