Nach Krebs und Querschnittlähmung wieder auf den Beinen

| Datum: Dienstag, den 08.10.2024 um 09:00 Uhr

Nur halb so schnell gehen wie früher und nicht so schwer heben: Nach seiner Herzklappen-Operation vor sieben Jahren wusste Ulrich Henkel (Name geändert), dass er nie wieder so fit sein würde wie zuvor. Wenn er sich schlapp fühlte, schob er das auf sein Herz. Als sich sein Zustand vor einem Jahr rapide verschlechterte und er im Juli 2023 nicht mal mehr laufen konnte, ließ er sich untersuchen. Dabei wurde ein Tumor in der Brustwirbelsäule entdeckt, der das Rückenmark angegriffen hatte, so dass beide Beine gelähmt waren, ähnlich einer Querschnittslähmung. Der 60-Jährige konnte sich schließlich gar nicht mehr selbständig bewegen, hat fast nur noch gelegen.

Ulrich Henkel litt an einem aggressiven B-Zell-Lymphom, einer Form von Lymphdrüsenkrebs, und wurde rasch operiert. Als eine Gewebeprobe zeigte, dass der Krebs bereits alle Lymphknoten befallen hatte, folgten eine zweite Operation und eine hochdosierte Chemotherapie. Bei der anschließenden Kontrolluntersuchung kam die traurige Gewissheit: Die Chemotherapie hatte nicht angeschlagen. Die Ärzte in Plauen konnten dem Patienten nicht mehr helfen und überwiesen ihn im Oktober 2023 ins Klinikum Chemnitz.

Da eine Heilung mit etablierten Chemo- und Immuntherapien nicht mehr möglich schien, wurde die CAR-T-Zelltherapie angewendet, die nur bei bestimmten therapieresistenten Blut- und Lymphdrüsenkrebs-Erkrankungen und nach umfangreichen, aber erfolglosen Vortherapien zum Einsatz kommt. Bei dieser maßgeschneiderten Behandlung werden patienteneigene Abwehrzellen entnommen, genetisch modifiziert und wieder in die Blutbahn gebracht. Im Körper werden diese Zellen dann aktiviert, um Krebszellen zu erkennen und zu zerstören.

Am 14. November wurden Ulrich Henkel Abwehrzellen, die so genannten T-Zellen, entnommen. In der Zwischenzeit erhielt er erneut eine hochdosierte Chemotherapie, um die Krankheit einzudämmen, sodass der Tumor nicht weiterwächst. Nachdem die T-Zellen im Ausland umprogrammiert und als CAR-T-Zellen auf minus 180 Grad heruntergekühlt an die Klinik zurückgeschickt worden waren, erhielt der Patient sie Anfang Dezember per Infusion. Da die Therapie eine Immunantwort stimuliert, kann es zu einer übermäßigen Reaktion des Immunsystems kommen. Bei Ulrich Henkel führte die Therapie unter anderem zu Ausfällen des zentralen Nervensystems, weshalb er drei Tage auf der neurologischen Intensivstation behandelt werden musste. In den folgenden 20 Tagen wurde er weiterhin engmaschig überwacht, um ein erneutes Auftreten von Symptomen wie Sehstörungen, Koordinationsschwierigkeiten und Sprachproblemen auszuschließen.

„Es hat einige Wochen gedauert, bis ich mich im Bett aufrichten konnte. Danach habe ich mit Hilfe der Physiotherapie das Gehen von Grund auf gelernt. Jetzt kann ich mit Krücken gehen und hoffe, dass es irgendwann sogar wieder ohne Hilfsmittel klappt“, sagt der Rechtsanwalt aus Plauen. „Ich bin sehr dankbar für die sehr gute Betreuung in der Klinik und habe mich immer gut aufgehoben gefühlt. Das ganze Team war freundlich – von der Krankenhausseelsorge über die Pflege bis hin zu den Ärzten. Dabei ist die eigene Mitarbeit für die Rehabilitation ganz entscheidend. Man muss mitmachen, dann kann man nur gewinnen.“

„Von der Stammzelltransplantation bis zur innovativen Immuntherapie – als eines der größten hämatologisch-onkologischen Behandlungszentren in ganz Deutschland hält unsere Klinik das gesamte Leistungsspektrum vor. Seit Januar 2023 bieten wir als eines von derzeit 45 hochspezialisierten Zentren die CAR-T-Zelltherapie an. Nur 19 Krankenhäuser sind für alle sechs derzeit in Deutschland kommerziell verfügbaren CAR-T-Zell-Produkte zugelassen, darunter unser Klinikum“, sagt Prof. Dr. med. Mathias Hänel, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie.

Heute wird Ulrich Henkel immer noch regelmäßig in der Klinik untersucht – bis zwei Jahre nach Therapie vierteljährlich, ab dem dritten Jahr halbjährlich und ab dem fünften Jahr jährlich. Aber er macht weiterhin Fortschritte zu seinem großen Ziel, wieder ohne Krücken laufen zu können.

Hier gibt es mehr Informationen zur CAR-T-Zelltherapie.

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