Meine Reise durch den PPCR Kurs 2024 – Eine Ärztin berichtet

Ich bin Christel Trifone, Ärztin in Weiterbildung in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Chemnitz. Heute möchte ich euch von meiner spannenden Reise durch den PPCR-Kurs 2024 erzählen, der im März 2024 begonnen hat. Dieser Kurs hat mein berufliches Leben bereichert und mir neue Horizonte eröffnet.

Warum PPCR?

Der PPCR-Kurs (Principles and Practice of Clinical Research) ist ein intensives Programm auf Englisch, das sich auf die Planung und Durchführung klinischer Studien und das wissenschaftliche Arbeiten und Publizieren konzentriert. In einem Klinikum der Maximalversorgung, wo Forschung und Publikationen Teil meines Alltags sind und die Betreuung von Patienten, die an Studien teilnehmen, häufig ist, ist dieser Kurs eine gute Ergänzung zu meiner beruflichen Laufbahn.

Ich habe mich für den Kurs entschieden, um meine Fähigkeiten im Schreiben und Publizieren wissenschaftlicher Paper zu entwickeln. Diese essentiellen Kenntnisse werden oft nicht ausreichend an der Universität vermittelt. Besonders meine Statistikkenntnisse waren begrenzt, und dieser Kurs bietet eine solide Grundlage in diesem Bereich. Wir verwenden zum Beispiel auch Datenanalyseprogramme, die uns helfen, komplexe Datensätze zu verstehen und zu interpretieren.

Ein weiterer spannender Aspekt des Kurses ist die Gruppenarbeit, um drei wissenschaftliche Paper zu erstellen. Von der Ideenfindung über die Themenwahl bis zur Publikation durchlaufen wir den gesamten Prozess, einschließlich des Peer-Review-Verfahrens und der statistischen Datenanalyse. Diese praktische Erfahrung ist unbezahlbar und hat mir geholfen, meine Fähigkeiten im wissenschaftlichen Arbeiten erheblich zu verbessern.

Nächtliche Vorlesungen und globale Vernetzung

Die Vorlesungen finden von 22:00 bis 01:00 Uhr im Klinikum statt, da sie live aus der Harvard TH Chan School of Public Health in Boston übertragen werden -  eine echte Herausforderung, besonders nach einem langen Arbeitstag. Als Site Chemnitz nehmen wir jeden Donnerstag gemeinsam an den Vorlesungen teil. Dafür treffen wir uns im Konferenzraum in der Flemmingstraße und schalten uns per Video nach Boston zu. Gelegentlich werden Teilnehmer während der Vorlesung von den Referierenden, darunter Prof. Felipe Fregni, dem Gründer und Direktor des PPCR, aufgerufen, um Fragen zu beantworten oder zu stellen. Insgesamt lernt man ein neues didaktisches System kennen: Man beschäftigt sich eine Woche lang mit dem Stoff eines Moduls, der dann in der Vorlesung am Donnerstag besprochen und vorgestellt wird. So hat man bereits im Eigenstudium, dem größten und wichtigsten Bestandteil des PPCR, die Grundlagen verinnerlicht und kann den Vorlesungen besser folgen.

Aber genau diese nächtlichen Stunden sowie die Hausaufgaben haben mir die Möglichkeit gegeben, mich mit Teilnehmern aus der ganzen Welt zu vernetzen. Es ist inspirierend, von den Erfahrungen und Perspektiven internationaler Kollegen zu lernen. Der Kurs ist für all diejenigen geeignet, die an diese Themen interessiert sind, nicht nur für Ärzte, und erfordert kein medizinisches Detailwissen, jedoch gute Englischkenntnisse in Wort und Schrift.

Herausforderungen und Erfolge

Der Kurs ist anspruchsvoll und verlangt ein gutes Zeitmanagement. Woche für Woche habe ich neue Erkenntnisse gewonnen, die ich direkt in meiner täglichen Arbeit anwenden kann. Des Weiteren hat diese interkulturelle Erfahrung mein Verständnis für globale Gesundheitsfragen vertieft. Ich habe gelernt, wie verschiedene Gesundheitssysteme arbeiten und welche aktuellen Themen im Bereich Public Health diskutiert werden.

Viele Abende verbringe ich am Computer, um Aufgaben zu erledigen, im Forum zu diskutieren und Neues zu lernen. Mit einer Tasse Tee und dem warmen Licht einer Kerze schaffe ich eine gemütliche Atmosphäre, die mir hilft, auch dann konzentriert zu bleiben, wenn die Müdigkeit einsetzt und Deadlines drängen. Gelegentlich finden abends Meetings statt, um in der Gruppe die nächsten Schritte unserer Projekte zu besprechen. Die meisten Aktivitäten in Foren und Meetings finden in den späten Abendstunden statt, da viele Teilnehmer aus dem südamerikanischen Raum stammen. Und ja, ich gebe zu, dass ich dabei auch schon mal am Computer eingeschlafen bin – zum Glück nicht während eines Meetings auf Zoom!

Kritisches Denken und Informationsbewertung

Ein zentrales Ziel des PPCR-Kurses ist die Entwicklung kritischen Denkens. Wir lernen, Informationen in wissenschaftlichen Publikationen zu hinterfragen und zu analysieren. Dies ist besonders wichtig in Zeiten, in denen Fake News und fehlerhafte Daten ein wachsendes Problem im Gesundheitswesen darstellen. Der Kurs schult uns darin, Daten kritisch zu bewerten und fundierte Entscheidungen zu treffen. Diese Fähigkeiten sind essentiell, um in der heutigen Informationsflut den Überblick zu behalten und wissenschaftlich fundierte Beiträge zur Gesundheitsversorgung zu leisten.

Ein unvergessliches Finale in Brasilien (erwartet uns)

Am Ende des Kurses findet ein großes Meeting in Brasilien statt. Ich freue mich darauf, zusammen mit den Teilnehmern aus Chemnitz die Menschen, die ich während des Kurses kennengelernt habe, persönlich zu treffen, und gemeinsam unser „Grant Proposal“, ein Protokoll für eine innovative klinische Studie, vorzustellen sowie unseren Kursabschluss zu feiern.

Warum Du teilnehmen solltest

Der PPCR Kurs ist mehr als nur eine Weiterbildung. Es ist eine Reise, die euch beruflich und persönlich wachsen lässt. Ihr werdet nicht nur Expertenwissen erwerben, sondern auch ein globales Netzwerk aufbauen, das euch ein Leben lang begleiten wird.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick in meine Erfahrung geben und euch motivieren, selbst an diesem Kurs teilzunehmen.

Christel Trifone